Bio-Baumwolle
Baumwolle ist ein weltweit begehrter Rohstoff mit stetig wachsender Nachfrage. Insbesondere die sich verändernden Lebensgewohnheiten in vielen Ländern und der Siegeszug von »Fast Fashion« haben den weltweiten Bedarf an Baumwolle in den letzten Jahrzehnten sprunghaft ansteigen lassen, oftmals auf Kosten von Mensch und Natur.
Der ökologische Anbau von Bio-Baumwolle ist in jedem Fall der bessere Weg. In vielerlei Hinsicht hat Bio-Baumwolle, verglichen mit konventioneller Baumwolle, große Vorteile.
Beim Anbau von Bio-Baumwolle wird - in jeder Phase - auf den Einsatz von synthetischen Pflanzenschutzmitteln, Kunstdüngern und anderen Agrargiften verzichtet. Durch diesen Verzicht werden Boden und Grundwasser vor Verunreinigungen geschützt, was, insbesondere in Ländern ohne gut funktionierendes Abwassermanagement, Abwasserbehandlung/Reinigung und schlecht ausgebauter Kanalisation, zu großen Problemen und einer Gefährdung der Anwohner führen kann. Der Anbau von konventioneller Baumwolle ist zu einem erheblichen Teil für den weltweiten Verbrauch von Herbiziden und Insektiziden verantwortlich.
Neben der Gefahr durch verunreinigte Böden und verseuchtes Grundwasser müssen die Plantagen-Arbeiter beim Anbau von konventioneller Baumwolle oftmals ohne ausreichenden Schutz an vorderster Front kämpfen und sind dabei Chemiecocktails ausgesetzt, die oftmals bereits bei sachgemäßer Anwendung umstritten sind. Die ermittelten Grenz- und Höchstwerte beziehen sich, wie auch beim Obst- und Gemüseanbau eingesetzten Chemikalien, stets auf lediglich eine Substanz und betrachten die damit in Verbindung stehenden Risiken isoliert. Eine mögliche Wechselwirkung sowie eine eventuelle erhebliche Verstärkung der Giftigkeit, durch den kombinierten Einsatz mit anderen Substanzen, kann bisher nur vermutet werden, spielt aber bei der Ermittlung von Grenzwerten und Hinweisen zum Umgang bisher keinerlei Rolle.
Baumwolle, auch Bio-Baumwolle, ist durstig und verbraucht große Mengen an Wasser. Dieser Umstand stellt ein weiteres großes Umweltproblem beim Anbau von Baumwolle dar. Es gibt zwar Anbauflächen, die bewusst so gewählt werden, dass sie von regenstarken Jahreszeiten profitieren, dies ist jedoch nicht die Regel. Der durchschnittliche Wasserverbrauch ist bei Bio-Baumwolle allerdings geringer als im konventionellen Bereich. Durch den Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel und den Einsatz von natürlichem Dünger bildet sich eine dickere Humusschicht, die in der Lage ist Wasser besser zu speichern und die Böden tendenziell feuchter zu halten.
Der Marktanteil an ökologisch produzierter Baumwolle liegt derzeit bei ca. einem Prozent, die Nachfrage nach diesem wertvollen - und seriös zertifizierten - Rohstoff steigt allerdings so rasant, dass es teilweise zu Engpässen bei der Beschaffung kommt. Garn- und Stofflieferanten, Modelabels und Hersteller müssen präzise planen und exakt arbeiten, da eine spontane Nachlieferung/Nachproduktion während bestimmter Jahreszeiten nicht oder nur sehr schwer möglich ist.
Hanf und Leinen stellen, bezüglich der Ökologie schon jetzt eine ernstzunehmende Alternative für die Fertigung von Stoffen dar, sind allerdings recht teuer und bisher noch nicht weit verbreitet.
Baumwolle ist, in Bezug auf von der Bekleidungsindustrie verwendeten Materialien, wesentlicher und bedeutender Rohstoff und wird dies, bei einem Marktantei von ca. 50%, wohl auch noch lange Zeit bleiben. Wenngleich es ein »perfekt« nicht geben kann, so hat jeder die Wahl zu »besser« zu greifen und bewusst zu konsumieren. Der Griff zu Textilien, die zeitlos sind, nicht durch kurzfristige Trends beeinflusst werden und idealerweise aus Baumwolle aus kontrolliert ökologischem Anbau stammen, ist ein guter Schritt und in jedem Fall»besser«.
Welches Zertifikat ist zu empfehlen und worauf ist beim Einkauf zu achten?
Es ist in jedem Falle wichtig auf unabhängige Zertifikate zu achten, da der Begriff »bio« derzeit lediglich im Bereich der Lebensmittel geschützt ist. Es gibt zwar seriöse Zertifikate, deren Vorgaben für den Baumwollanbau sich nach der EU Verordnung für ökologische Landwirtschaft richten, diese gilt es allerdings gezielt zu entdecken/erfragen und beim Kauf von Bio-Kleidung bewusst herauszusuchen. Der weltweit führende Standard nennt sich GOTS (Global Organic Textile Standard).
Der GOTS (Global Organic Textile Standard) ist ein weltweit einheitlicher Standard und hat einen ganzheitlichen Ansatz. Neben dem Anbau der Biobaumwolle, bestimmten Sozialstandards und einer strengen Regelung in Bezug auf erlaubte und verbotene Farben und Hilfsstoffe, garantiert der GOTS auch die Schadstofffreiheit der fertigen Kleidungsstücke. Insbesondere der Verzicht auf kritische und fragwürdige Chemikalien stellt für den Verbraucher einen direkten Nutzen dar. Der GOTS geht weit über gesetzliche Vorgaben heraus und orientiert sich am derzeit technisch Machbaren. Bestimmte Schwermetalle, Farbstoffe und Allergene, die oft in konventioneller Kleidung zu finden sind, verbietet der Standard strikt, was durch regelmäßige Laboranalysen sichergestellt und belegt wird. Das GOTS-Zertifikat macht für den Endverbraucher insbesondere bei Kleidung, die direkt auf der Haut getragen wird, Sinn. Hierzu zählen Unterwäsche, Jeans, Hosen, T-Shirts, Socken und Babykleidung. Textilien, die das GOTS-Zertifikat tragen, können ohne jeden Zweifel als »Naturtextilien« bezeichnet werden.
Weitere Informationen zum GOTS
Alle Infos im Überblick
- Die Aufzucht von Bio-Baumwolle erfolgt ohne den Einsatz von synthetischen Pflanzenschutzmitteln und Kunstdüngern
- Der Anbau von Bio-Baumwolle verbraucht tendenziell weniger Wasser als der von konventioneller Baumwolle
- Beim Anbau von Bio-Baumwolle werden keine Arbeiter durch Chemikalien gefährdet und das Grundwasser nicht verseucht
- Der Verbraucher sollte auf seriöse Zertifikate - insbesondere das GOTS-Zertifikat - achten
- GOTS-zertifizierte Kleidungsstücke sind nachweisbar frei von kritischen Chemikalien und Allergenen
- GOTS-zertifizierte Kleidung schützt Verbraucher - insbesondere Kinder - vor Schwermetallen und anderen kritischen Substanzen