Fair Trade (Definition)
Fair Trade – was ist faire Kleidung?
Grundsätzlich ist Kleidung dann fair, wenn die Menschen, die sie herstellen, selbstbestimmt agieren, grundlegende Rechte haben, von ihrer Arbeit leben können und durch diese Arbeit keine gesundheitlichen Schäden davontragen.
Geregelte Arbeitszeiten, Rechtssicherheit, Vermeidung von Kinderarbeit und keine Diskriminierung aufgrund von Religion, Rasse oder Herkunft sind die Basis einer fairen Produktion und sollten auch im konventionellen Bereich die Regel sein. Global betrachtet ist dies leider noch lange nicht der Fall, weshalb es umso wichtiger ist, gezielt faire Kleidung zu kaufen und dabei auf einige Dinge zu achten.
Siegel & Zertifikate
Es gibt eine Vielzahl von Siegeln, Zertifikaten und Initiativen, die für eine vermeintlich faire Produktion stehen und vorgeben ein, unter ethischen Gesichtspunkten, einwandfreies Produkt zu garantieren. Bei genauerer Betrachtung verbergen sich dahinter allerdings oftmals lediglich halbherzige Absichtserklärungen und angebliche Selbstkontrollen der Industrie. Eine unabhängige Kontrollinstanz, die die Produktion nach eigenen Kriterien überprüft und entsprechend bewertet, gibt es meist nicht.
Der Siegeldschungel lichtet sich schnell, wenn man gezielt nach seriösen und unabhängigen Siegeln sucht. Die zentrale Eigenschaft eines seriösen Siegels/Zertifikats ist die Unabhängigkeit der Institution, die das jeweilige Siegel vergibt. Darüber hinaus sind klare Richtlinien und weltweit einheitliche Standards eine wichtige Grundvoraussetzung um glaubhaft einwandfreie Bedingungen zu schaffen und sicherzustellen. Regelmäßige Audits sind eine wichtige Basis und die daraus resultierenden Prüfberichte sind im Idealfall – öffentlich einsehbar – hinterlegt und auch von Privatpersonen, zum Beispiel einem interessierten Kunden, nachzulesen.
Die wichtigsten Siegel/Zertifikate im Bereich der fairen Mode sind:
Das Siegel der Fair Wear Foundation (FWF)
Die Fair Wear Foundation ist eine Stiftung, die sich weltweit für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Textilbranche einsetzt. Firmen und Marken, die der Fair Wear Foundation beitreten, verpflichten sich zur Einhaltung von acht grundlegenden Richtlinien und akzeptieren eine jährliche Überprüfung der Produktionsstätten, aus der ein Prüfbericht, der sogenannte Brand Performance Check, hervorgeht. Neben sozialen Kriterien in den Produktionsstätten regelt der Kodex der Fair Wear Foundation die gesamte Lieferkette und berücksichtigt beispielsweise auch Umweltaspekte und die Arbeitsbedingungen auf den Baumwollfeldern. Der ganzheitliche Einsatz findet immer mehr Beachtung, wobei der Fokus der Fair Wear Foundation anfangs eher im Bereich der Textilfabriken lag, in denen die Endfertigung der Kleidungsstücke erfolgte. Weitere Informationen findest du auf unserer Detailseite zur Fair Wear Foundation.
Fair Wear Foundation Film
Das Zertifikat des G.O.T.S. – Global Organic Textile Standard
Der Global Organic Textile Standard, umgangssprachlich »GOTS-Standard« genannt, ist in erster Linie auf die Bio-Qualität der verwendeten Baumwolle, die sortenreine Verarbeitung und Lagerung entlang der gesamten Lieferkette sowie die bei der Textilherstellung verwendeten Hilfs- und Farbstoffe konzentriert, verfolgt jedoch einen umfassenden Ansatz und berücksichtigt dabei auch soziale Kriterien. Für alle Arbeiter des Produktionsprozesses gelten die Standards der ILO-Kernarbeitsnormen, deren Einhaltung der GOTS regelmäßig überprüft. Folge diesem Link für weitere Informationen zum GOTS-Standard.
GOTS Film
Das Fairtrade-Siegel
Das durch Kaffee, Bananen und Schokolade bekannte Fairtrade-Siegel gibt es auch für Baumwolle und den Textilbereich. Der Standard hat seinen Ursprung beim Anbau der für die Produktion der Textilien benötigten Baumwolle und fördert gezielt kleine und mittelgroße landwirtschaftliche Betriebe. Neben langfristigen Lieferverträgen und garantierten Abnahme- und Mindestpreisen wird eine Fairtrade-Prämie gezahlt, die in Entwicklungsprojekte und Bildung fließt. Das Fairtrade-Siegel wurde mittlerweile überarbeitet und es ist ein neuer Fairtrade-Standard geschaffen worden, der einen umfassenden Ansatz verfolgt und die gesamte textile Kette, inklusive der Herstellungsbetriebe, absichert. Weitere Informationen zum Fairtrade-Textilstandard hier.
Fairtrade-Textilstandard Film
Faire Kleidung aus fernen Ländern
Insbesondere in Regionen, in denen in Textilfabriken oftmals fragwürdige und unzureichende Zustände herrschen, müssen international gültige Standards die faire und gleichbleibende Qualität der Produktion sicherstellen. Es gibt in nahezu allen Ländern »gute« Fabriken, die mit modernsten Maschinen, in hellen, sauberen und gut belüfteten Räumen zu fairen Bedingungen und nach westlichen Standards produzieren.
Die gezielte Förderung dieser Firmen, durch langfristige und partnerschaftliche Geschäftsbeziehungen, ist mit Sicherheit einem generellen Boykott ganzer Länder vorzuziehen.
Wir befinden uns im Fast-Fashion Zeitalter und der Ladenpreis ist ein entscheidendes Kriterium beim Kauf von Kleidung. Es ist aus vielerlei Gründen utopisch, zu glauben, dass eine groß angelegte Rückkehr von Produktionsstätten in westliche Länder die großen Probleme der globalen Bekleidungsindustrie lösen und man das Kaufverhalten ganzer Gesellschaften um 180 Grad drehen könne.
Sogenannte Entwicklungsländer sind Teil einer Lösung bzw. eines Prozesses, der zu einer generellen Verbesserung der Arbeitsumstände bei der Herstellung von Kleidung führt.
Wenn »Fair-Trade« weitere Schritte aus der Nische gehen will, ist es nötig, dass sich die gesamte Branche ebenso breit aufstellt, wie es die konventionelle Branche tut. Es ist essenziell, dass echte Alternativen zum konventionellen Markt geschaffen und angeboten werden, nicht lediglich Ergänzungen.
Es sollte auch erwähnt werden, dass nicht alle Textilien, die keines der oben genannten Zertifikate tragen, definitiv unter »unfairen« Bedingungen entstanden sind. Auch wenn es ratsam ist, beim Kauf von Kleidung, insbesondere aus fernen Ländern, auf unabhängige Zertifikate zu achten, lohnt sich das Differenzieren bei nicht zertifizierter Ware. Oft gibt bereits das Herkunftsland eine gewisse Sicherheit. Kleidung, die innerhalb der EU hergestellt wird, entsteht aufgrund der hohen Standards innerhalb Europas unter sehr viel positiveren Bedingungen als es meist in Entwicklungs- und Schwellenländern der Fall ist. Es gibt zudem viele kleine Modelabels und junge Marken, die enge, freundschaftliche Kontakte zu den Menschen in den Produktionsstätten pflegen, sich aber eine Zertifizierung bei Markteintritt schlicht nicht leisten können. In diesen Fällen ist dann eine hohe Transparenz nötig, um glaubhaft zu versichern, dass die Kleidung unter fairen und/oder nachhaltigen Bedingungen entstanden ist. Bei Kleidung, die aus Ländern kommt, die für problematische und fragwürdige Arbeitsbedingungen bekannt sind, ist es dennoch immer ratsam sich ausschließlich auf unabhängige Zertifikate zu verlassen, um die größtmögliche Sicherheit zu haben, dass das erworbene Kleidungsstück auch tatsächlich unter fairen Bedingungen entstanden ist.
Fair ist gut, öko-fair ist noch besser
Oftmals sind bereits ein für den Arbeiter sicheres und nicht gesundheitsschädliches Arbeitsumfeld sowie die Vermeidung kritischer Chemikalien und ungesunder Substanzen auch für die Umwelt von großem Vorteil. Dennoch kann die Verwendung von nachhaltigen und ökologischen Stoffen sowie ein streng reglementierter, weit über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehender, Einsatz von ungiftigen Farben und Hilfsstoffen weitere Verbesserungen für die Natur und die Trinkwasserqualität in der Umgebung von Baumwollfeldern und Textilfabriken bringen.
Die Ökobilanz von Bio-Baumwolle ist deutlich besser als die von konventioneller Baumwolle. Beim Anbau von Bio-Baumwolle kommen keine synthetischen Pflanzenschutzmittel und auch keine Kunstdünger zum Einsatz. Durch diesen Verzicht entsteht zudem eine dickere Humusschicht, die deutlich besser Wasser speichert als es auf einem konventionell bewirtschafteten Baumwollfeld der Fall ist.
Wird Bio-Baumwolle laut den strengen Kriterien des G.O.T.S. angebaut und weiterverarbeitet, so ergeben sich, aufgrund der umfangreichen Verbotsliste für kritische und dennoch gesetzlich erlaubte Substanzen, weitere Vorteile. Nicht nur die Umwelt und die in den Entstehungsprozess der Kleidungsstücke eingebundenen Personen, sondern auch die Verbraucher, insbesondere Allergiker und Kinder, profitieren, da sie nicht mit toxischen Schwermetallen und anderen Chemikalien wie zum Beispiel Formaldehyd oder aromatischen Lösungsmitteln in Berührung kommen.
Außer Bio-Baumwolle gibt es weitere nachhaltige Fasern, die bessere Ökobilanzen als konventionelle Baumwolle oder Polyester aufweisen. Hierzu zählen recycelte Materialien sowie zum Beispiel Hanf und Bio-Flachs (Leinen).